Fliesendesign

Welche Fliesen nun die werden, die wir einmal haben wollen, war uns nicht sofort klar - sehr klar war aber, dass es diese hier nicht sind.

Das gesamte Erdgeschoss war mit diesen grünlichen Quadraten belegt, die eifrig den Charme der 70er versprühten. Mag sein, dass der irgendwann auf irgendwen nochmal wirkt, zum Kaufzeitpunkt und auf uns wirkte er jedenfalls nicht. Also ab in die Fachläden und erstmal einen Überblick abgeholt über das, was es so gibt.

Dort gab's viel zu sehen, wir haben Verlegemuster kennen gelernt, die man anstelle einfacher Quadrate anwenden kann. Es gibt Randbordüren und Mosaike zum Integrieren. In den Läden haben wir fleißig Fotos von den Beispielen gemacht, die uns gut gefielen. Es sollte ein mediterraner Eindruck entstehen, seichte Beigetöne also, gern auch mit etwas Kontrast aufgepeppt.

Die Entscheidung fiel dann für das Fliesenmuster ganz links, allerdings mit anderen Fliesen umgesetzt und ergänzt um eine farblich leicht abweichende Bordüre nach dem Muster auf dem mittleren Bild. Außerdem sollte das 65*65cm Mosaik integriert werden, das wir auf dem rechten Bild entdeckt und gleich gekauft hatten. Mit diesen Infos ausgestattet war Händlersuche und Vorbereitung aufs Feilschen angesagt, denn hier ging es um Geld. Die Preisspanne zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Angebot für die Fliesen in benötigter Art und Anzahl lag bei satten 40% - bei größerer Fläche lässt sich da eine vierstellige Summe einsparen! Wenn die Fliesen ohnehin beim Hersteller bestellt und von dort angeliefert werden, macht es keinen Unterschied, wo der Händler sitzt. Unser bestes Angebot kam von einem Händler in Thüringen und genau wie lokale Händler musste er nichts weiter tun, als dem Hersteller die von uns benötigte Menge und unsere Adresse mitzuteilen und seine Marge einzustreichen. Im Gegensatz zu lokalen Händlern hat er diese Gewinnspanne aber in ein realistischeres Verhältnis zum entstehenden Aufwand gesetzt.

Zur Vorbereitung also erstmal eine Zeichnung. Die gruseligen grünen Kacheln waren im unteren Teil des Wohnraums und im Flur verlegt. Küche (in der Zeichnung unten links) und Bad (oben links) waren bereits früher modernisiert worden.

Wir haben ein Verlegemuster mit 3 verschiedenen Fliesengrößen gewählt, das an das Verlegemuster "Römischer Verband" angelehnt ist, aber nur 3 statt 4 verschiedene Fliesengrößen berücksichtigt, die wie in der Zeichnung zu sehen kombiniert werden. Die drei Größen sind 60*40, 40*40 und 20*20cm, die Zeichnung berücksichtigt eine durchschnittliche Fugenbreite von 4mm. In das Verlegemuster ist eine umlaufende Bordüre aus diagonal verlegten 10*10cm Fliesen in einem etwas dunkleren Ton integriert. Solche Bordüren werden anhand laufender Meter berechnet anstatt pro Quadratmeter - die Umrechnung beleuchtet schnell, dass dies dem Zweck dient, den bis zu 15mal höheren Preis gegenüber einer Flächenfliese zu kaschieren. Uns wurde erklärt, hier müsse man ja bei der Produktion viel mehr zuschneiden, sodass kleine Elemente teurer werden als große. Interessanterweise war aber der Quadratmeterpreis der übrigen Fliesen genau umgekehrt kalkuliert - je größer die Fliese, desto höher der Preis pro qm. Das war nicht ganz logisch, die Argumentationskette der Lieferanten war an der Stelle aber mit einem "Ist halt so." zu Ende. "Ist halt so" war für einen satten Aufpreis als Argument unzureichend, also brauchte es einen neuen Ansatz. Unser Eindruck war, dass Flächenfliesen vergleichsweise günstig angeboten werden, das Geld aber stattdessen mit Sockelfliesen und Gestaltungselementen wie Bordüren verdient wird.

Wir haben daher auf die speziellen Bordürefliesen verzichtet und für diesen Zweck einfach 10*10 Fliesen aus dem gleichen Programm verwendet. Teilt man sie diagonal, hat man alles, was man für eine Bordüre braucht. Das haben wir selbst gemacht, was bei über 400 benötigten Teilstücken nicht der ganz große Spaß war, letztlich aber zu einer feinen Einsparung bei den Verlegekosten geführt hat. Das Grundmotto beim Renovieren lautet: Mitmachen spart! In allen Gewerken konnten wir die Kosten deutlich senken, indem wir genau ausgehandelt haben, was wir benötigen und was wir selbst zuarbeiten können. Aus dem gleichen Grund haben wir auch Fußleisten aus Holz selbst gemacht, genau wie schon in früheren Wohnungen.

Die Fliesen wurden dann exakt nach unserer Zeichnung verlegt. Dabei sind wir auf eine zwischenzeitliche Änderung des Grundrisses gegenüber der Zeichnung hereingefallen, denn eine Wand (unten links mit schräg eingesetzter Tür) wurde vor Jahren mal weiter nach innen versetzt, um den Raum zugunsten des davor liegenden Bereichs zu verkleinern. Dadurch wurde der Wohnraum größer und die bestellten Fliesen reichten nicht. Da sie aus Italien kamen, bedeutete dies eine Verzögerung von drei Wochen, bis die nachbestellte Menge da war und das Fliesenbild fertig gestellt werden konnte. Das war aber nicht weiter schlimm, weil es keine davon abhängigen Arbeiten gab, die mit verzögert wurden.

Links in der Zeichnung ist die Planung für den Eingangsbereich zu sehen. Dort gibt es ebenfalls eine umlaufende Bordüre aus 10*10 Fliesen, hier jedoch einfach nebeneinander gelegt und im Farbton der übrigen Fliesen, die diagonal geplant waren. Hier sollte das Mosaik integriert werden, das wir bei unserer Besichtigungstour für einen Schnäppchenpreis ergattert haben, weil es offenbar bis dahin niemand haben wollte.

Soweit die Planung, nun konnte es losgehen. Zunächst mal wurden die alten Fliesen entfernt. Das vermittelt ein erfrischendes Rohbauflaire, an das wir aber durch den kurz zuvor gestarteten Wanddurchbruch schon gewöhnt waren. Der Dreck und die Menge an anfallendem Schutt sind unglaublich - in bewohntem Zustand ist so eine Aktion schlicht undenkbar. Die zweite neue Erfahrung für mich war jedoch, wie blitzschnell diese Arbeit erledigt war - bereits am dritten Tag waren die alten Fliesen komplett verschwunden und es ging an die Verlegung der neuen. Während dieser Tage war es aber klug, sich möglichst entfernt vom Geschehen aufzuhalten, denn davon abgesehen, dass man die Luft kauen konnte, war der Lärm noch im Nachbarort zu hören. Nachdem alles fertig war, stand erstmal ein Besänftigungsumtrunk für die Nachbarn an...

Zur Vorbereitung der Verlegung der neuen Fliesen wurde die gesamte Fläche erstmal nivelliert und entsprechend verspachtelt. Man sieht im Bild, dass die Zwischenwand zwar schon entfernt und die Träger schon verbaut sind, aber das Material ist, wie man am Putz der Außenwand sieht, noch nicht getrocknet und die Deckenstützen sind daher noch am Platz. Die Fliesenleger standen also direkt hinter den Maurern und die Projekte gingen Hand in Hand ineinander über. Ich habe hier nur die besten Erfahrungen mit den örtlichen Handwerkern gemacht, denn gerade weil es auf Zeit ankam (schließlich lief unser alter Mietvertrag unaufhaltsam aus), war es wichtig, dass der Projektplan so funktioniert, dass die für Verzögerungen eingeplanten Pufferzeiten idealerweise gar nicht erst gebraucht, auf keinen Fall jedoch überschritten werden. Hier mussten die Fliesenarbeiten also so geplant werden, dass sie zwar schon parallel zum Wanddurchbruch beginnen, dieser aber abgeschlossen ist, wenn die fertig verbundene Wohnfläche zum Verlegen der neuen Fliesen vorliegen muss. Das hat prima geklappt und am Ende haben wir den Umzug um drei Wochen vorverlegt, weil viele eingeplante Pufferzeiten nicht benötigt wurden. Das hat nochmal ordentlich Geld gespart, denn unser Nachmieter war natürlich auch froh darüber, früher in sein neues Heim zu können.

Aber zurück zu den Fliesen. Im Bild oben sieht man das Verlegemuster. An eine große 60*40cm Platte wird je eine quadratische 40*40 und 20*20 Platte angelegt. Dieses Muster wiederholt sich dann ausgehend von dieser Startstelle über die gesamte Fläche. Der Fliesentyp heißt übrigens "Cerdomus Durango" im Farbton "Beige" und wer davon noch ein paar Fliesen braucht, der ist eingeladen, mir eine Email zu schreiben.

Hier sieht man dann, wie es weiterging. Die Bordüre startet in einer Ecke und verläuft dann immer 60cm von der Wand aus rings um den gesamten Wohnbereich. Auf dem Bild ganz rechts war dann die Stelle erreicht, an der ein Fliesentyp alle war, weil die Fläche inzwischen wie gesagt größer war als noch in der Bauzeichnung angegeben. Hier war dann erstmal Pause angesagt, was aber für den Projektplan unkritisch war, weil wie gesagt keine anderen Arbeiten von der Fertigstellung dieser Ecke abhängig waren.

Das Ergebnis zeigt die genaue Umsetzung der Planung. Die Bordüre verläuft in der vorgesehenen Farbe "Gold" (von den 10*10 Fliesen in der Farbe sind übrigens auch noch eine Menge übrig) rings um den Wohnbereich und ist in das Verlegemuster integriert. Im rechten Bild ist das eingearbeitete Mosaik zu sehen, das prima zur Fliesenfarbe passt und das ansonsten schlichte Muster dort auflockert - gemeinsam mit dem umlaufenden Rand aus kleinen Fliesen. Hier leuchten übrigens die Fugen nicht so im Blitzlicht auf und vermitteln einen besseren Eindruck von der Fugenfarbe, wie sie auch im Wohnbereich gewählt wurde.

Die Bordüre verbindet die durch den Wanddurchbruch vereinten Räume auch optisch und das ist neben ihrem farblichen Kontrast der Hauptgrund für ihre Einbindung. Das fertige Bild schafft einen einzelnen Raum, wo vorher zwei separate Flächen offensichtlich waren.

Die Beschaffung und Verlegung der Fliesen war in der gesamten Umbauphase das mit Abstand teuerste Projekt. Allerdings passte es in etwa in den vorab geplanten Budgetrahmen und Einsparungen bei anderen Posten haben Mehrkosten bei diesem auffangen können. Diese Mehrkosten entstanden übrigens in den Aufschlägen, die beim Verlegen von komplexen Mustern gegenüber einfachen anfallen. Man kann sie im Rahmen halten, indem man sich über den tatsächlich anfallenden Aufwand verständigt, statt nur anhand von Fliesengrößen und -arten auszugehen. Das allerdings erfordert ein gutes Vorabverständnis über diesen Aufwand, denn ansonsten zahlt man dabei drauf. Im Ergebnis haben wir jedoch das, was wir eingangs wollten: eine selbst geplante und gestaltete Fläche, die in Farbe, Art und Muster genau so ist, wie wir sie uns vorgestellt hatten.