Nachttisch

Im Kinderzimmer war ein Nachttisch gefragt. Jedoch hat das Bett eine ausziehbare Schublade, weshalb wir nicht einfach ein Tischchen davor stellen konnten.

Die Lösung besteht in einer Platte, die frei an der Wand hängt. Befestigt wird sie mit zwei großen Stuhlwinkeln, die in Verbindung mit 6 dicken Dübeln und langen Schrauben auch leicht das Gewicht der Kinder tragen würden, falls sie darauf herumklettern sollten.

Die Platte besteht aus 19mm Multiplex, das in zwei Lagen verarbeitet wurde, sodass sie fast 4 Zentimeter dick ist. Dieses Material ist genau wie Sperrholz das Ergebnis kreuzverleimter dünner Holzschichten. Dafür werden Platten aus zwei verschiedenen Hölzern verwendet, die um jeweils 90 Grad versetzt aufeinander geleimt werden. Diese Verarbeitung stellt sicher, dass das Ergebnis sich nicht mehr verziehen kann, sondern gerade bleibt. Es wird dabei immer eine ungerade Anzahl von Platten verarbeitet, damit die obere und untere Sichtseite das gleiche Holz zeigen. Nicht selten bestehen nur diese beiden äußersten Platten aus dem Holz, das dann dem gesamten Produkt den Namen gibt, hier Multiplex Birke. Wenn 7 oder mehr Platten verarbeitet wurden, spricht man nicht mehr von Sperrholz, sondern eben von Multiplex - davon abgesehen ist die Fertigungsart identisch. Multiplex zeichnet sich neben seiner Härte und Formbeständigkeit auch durch die attraktive Kante aus, die sich durch die Verwendung vieler übereinander liegender Platten mit unterschiedlichem Farbton ergibt. Es wird daher gern an Sichtkanten verwendet. Da es aber teuer ist, gibt es viele Möbel, die Multiplex ausschließlich an der Kante verwenden, im Innern aber mit anderen Werkstoffen verarbeitet sind. Es macht daher Sinn, auch kleinere Multiplex-Reste noch in Streifen zu schneiden, da man sie für diesen Zweck noch gut verwenden kann.

Schon bei den Windmühlen habe ich dieses Material für Zwischenböden und andere Teile benutzt und viel davon übrig behalten. Eine erste Resteverwertung ergab sich mit den Geburtstagszahlen, aber noch immer sind recht große Plattenteile erhalten. Nun ergibt sich eine großflächigere Anwendung für dieses harte und quasi unverwüstliche Material.

Zunächst habe ich die Form der kleineren (oberen) Platte auf das Material aufgezeichnet und sie mit der Stichsäge ausgesägt, wobei das Sägeblatt in einem Winkel von etwa 30° stand und die Sichtseite der Platte nach unten zeigt. Multiplex reißt bei der Behandlung mit Kreis- oder Sticksäge stark aus, da es sehr spröde ist, die nach oben gerichtete Seite ist danach nicht mehr schön anzusehen. Da der Ausriss an der beim Sägen unten liegenden Seite weitaus geringer ist, dreht man das Werkstück um und bearbeitet es auf der Rückseite. Die erste Platte wurde nachher an der Kante säuberlich geschliffen und diente dann als Schablone für die zweite. Dann wurden beide Platten vollflächig miteinander verleimt und zuletzt wurde die doppelte Kante erst grob, dann feiner geschliffen, bis beide Platten eine gemeinsame Kante gebildet haben.

Als Finish habe ich hier ein Holzöl gewählt, das eine wasser- und schmutzabweisende Oberfläche erzeugt, denn auf dem Nachttisch fällt sicher auch mal ein Getränk um. Zusätzlich hat das Öl eine leichte Tönung. Es wird mit einem Lappen aufgetragen und braucht eine gute Weile (einige Tage), bis es völlig eingezogen und abgetrocknet ist. Danach wurde das Stück zunächst zwei Wochen in der Garage gelagert, bis sich auch der starke Geruch des frischen Öls verzogen hatte.

Dieses Projekt war reine Resteverwertung. Die Platten waren aus den genannten anderen Projekten übrig und von diesen Stuhlwinkeln haben wir beim Einzug einen Karton voll im Keller gefunden, sie sind heute im ganzen Haus verbaut.