Hausfassade

Nun sind also einhundert Projekte voll. Vielleicht noch ein paar mehr, denn von einigen Dingen existieren keine Bilder und manches Stück war schon hinüber, bevor es dokumentiert werden konnte. Und wo ich hier ankomme, ist für diese runde Zahl ein besonderes Projekt fällig.

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, war unser Haus bei Erwerb praktisch und robust, aber alles andere als hübsch. Das Hausportal ist daher inzwischen voll von Projekten, die sich mit der Erneuerung von Teilen befassen. Das größte Teil ist die Fassade - ursprünglich braun, bald aber schon frevelhaft mit schwarzer Farbe überpinselt. Die rottete dann an den meisten Stellen gemächlich vor sich hin, denn man kommt schlecht heran. Wie sehr, zeigte sich erst im Projektverlauf.

Die Fassade sollte also komplett erneuert werden. Nachdem das Balkongeländer schon den ersten Tupfer des Teaktons ans Haus gebracht hatte, folgt nun der Rest. Zusätzlich werden die beiden Zimmer hinter diesem Balkon mit Vorbaurolladen ausgerüstet, die Licht und Wärme draußen halten, wenn sie drinnen nicht benötigt werden. Frühere Maßnahmen von innen konnten das nicht leisten. Die Sonne steht im Sommer bis nach 22 Uhr auf diesen Räumen. Nun sind aber die Fenster dort so dicht an den Schrägen der Dachverkleidung verbaut, dass ein darüber montierter Rolladenkasten keinen Platz mehr findet. Der muss dann seitlich in die schräge Dachverkleidung des Balkons eintauchen und dafür muss diese Verkleidung erstmal ab. Wenn sie aber einmal ab ist, kann man sie auch gleich austauschen und eine neue um die dann montierten Kästen herum bauen. Das war der Anlass. Farbe und Zustand der Fassade waren der eigentliche Grund.

Soweit der Plan für das Sommerprojekt 2010. Es sollte weder das längste, noch das teuerste sein - nicht das komplexeste und auch nicht das schwierigste. Was dieses Projekt besonders macht, ist die enorme Materialmenge, die dafür bewegt werden musste. Aber fangen wir am Anfang an...

Material der Wahl war - Holz. Klar, das muss man auch in Zukunft wieder streichen und zunächst haben wir überlegt, welche Alternativen in Betracht kommen. Schiefer gefiel nicht und Metallbahnen wären zwar wartungsfrei, aber etwa doppelt so teuer und viel schwieriger zu bearbeiten gewesen - die schneidet man nicht mal eben an der Tischssäge zu. In dem Fall hätte das ganze Projekt extern vergeben werden müssen - zu teuer. Und letztlich mag ich ja Holz.

Also Holz. Nächster Schritt: Mengenkalkulation. Dazu pirscht man mit Zettel und Stift bewaffnet einmal um die Bude und notiert Schätzungen der angebrachten Mengen bzw. der verdeckten Flächen. Für die Außenseiten durfte es dickeres Material (22mm) sein, die Unterdecken der Überstände fallen einfacher aus. Hier reichte eine B-Sortierung eines 14mm starken Materials, da das eine oder andere Astloch hier nicht stört, der durch diese Auswahl halbierte Preis aber willkommen ist.

Erste Schätzung nach Begehung: 140qm Bedarf, davon etwa 60% dicke und 40% dünne Dielen. In 4,5 Metern Länge deckt so eine Diele ein wenig mehr als einen halben Quadratmeter ab. Heißt simpel gerechnet, dass es gut 280 Dielen braucht. Ziemlich simpel allerdings, denn allein 10% muss man schon zuschlagen, weil die durch Nut und Feder verdeckt werden. Mit 10% Zuschlag lagen wir dann bei gut 310 Dielen. Hier fielen dann die Dimensionen des Projektes erstmal so richtig auf. Die Dielen müssen schließlich alle erstmal imprägniert werden, dann gestrichen, abgelängt, angebracht und nochmal gestrichen. Kann man sie nicht gescheit lagern, fällt schon der erste Schritt schwer.

Also habe ich aus ein paar Balken und Dachlatten erstmal ein Gerüst in die Garage gezimmert, das auf 10 Ebenen gut 150 Dielen fassen kann. Dann legt man die Stücke auf drei Böcke und streicht drauflos - am besten mit Getränken und Radio ausgerüstet, denn das dauert etwas. Die Böcke mussten auch erstmal produziert werden, denn davon war nur noch einer übrig. Das ist mal so ein Beispiel für solche Nebenbeidinge, die nie als eigenes Projekt auftauchen.

Natürlich haben wir nicht alle Dielen auf einmal gemacht, schon deshalb nicht, weil ich mich mit dem Einkauf langsam an die benötigte Menge herangetastet und nicht alles auf einmal bestellt habe. So eine anfängliche Schätzung mag mehr oder weniger weit vom tatsächlichen Bedarf entfernt liegen - genau treffen wird sie ihn nie.

Am Ende kamen gut 166qm, also deutlich über 300 Dielen zusammen, 58% dicke und 42% dünne. Schon schlechter geschätzt. Im Vergleich der lokalen Holzhändler machte diesmal die Firma Holz Schröer das Rennen. Interessant dabei ist, dass die Händler anfangs durchaus ein Stück im Preis auseinander liegen. Ist man dann aber mit dem Feilschen durch und jeder hat seinen besten Preis inklusive Skonto und Anlieferkonditionen errechnet, liegen sie fast auf den Cent genau gleich. Zufall? Wie auch immer, beim Händler meiner Wahl gab's für den gleichen Kurs die hübscheren Dielen frei Haus und schließlich war der andere ja schon beim Terrassenprojekt im Vorjahr dran.

Und los geht's. Altes Holz ab, neues Holz dran, Seite für Seite und Diele für Diele. Wir haben zu zweit gearbeitet und während der eine erstmal mit Kuhfuß, Hammer und Rohrzange (zum Rausziehen von Klammern und Nägeln) den Abriss erledigte, hat der andere neue Stücke zugeschnitten und angebracht. Über Kopf und bei langen Dielen geht das besser zu zweit. Jedenfalls ist es keine gute Idee, direkt ganze Hausseiten aufzureißen, denn die Witterung kann einem da üble Streiche spielen.

Überstände und Hausseiten ließen sich mit der Leiter erledigen, als Bock geformt ist das ganz angenehm, denn man erledigt gute 2-3 Meter, ohne ständig nachrücken zu müssen. Für Front und Rückseite brauchte es dann aber eine andere Lösung. Auf der langen Leiter kann man auf 6 Meter Höhe nicht gut arbeiten und beide Hände kann man da auch nicht benutzen. Ich dachte zunächst an eine Art Hubwagen, der ähnlich wie ein Feuerwehrkorb bewegt werden kann. Gibt's zum Ausleihen, kostet aber dreistellig pro Tag. Am Ende ist es das gute alte Gerüst geworden. Kostet auch dreistellig, aber eben für die gesamte Projektdauer. Zudem kann man zu zweit an verschiedenen Stellen arbeiten und besser beweglich ist man damit bzw. darauf auch. Damit haben wir uns dann an die materialintensive Rückseite gewagt. Auf die entfiel fast die Hälfte allen Materials, denn sie ist auf 5 Metern Höhe voll und fensterlos verdeckt. Ich hatte einen Moment mit der Idee geliebäugelt, hier gleich das eine oder andere Fenster mit einzubauen, aber das hätte die Sache komplexer gemacht. Fassade austauschen bedarf keiner Genehmigung - bei neuen Fenstern zu bisher uneinsehbaren Nachbargrundstücken sieht das anders aus. Letztlich war das aber auch nicht notwendig - alle Räume hinter dieser Wand haben schließlich Fenster zu anderen Seiten.

Also erstmal eine neue Füllung in das Garagenlager und dann ab in die Wand. Übrigens wurde die Garage gleich mit verarztet, denn auch die war mit dem schwarzen Holz verziert. Hier links ist das bereits erledigt, das war der erste Projektschritt, denn hier konnte man die Vorgehensweise üben, bevor es "in die Wand" ging.

Dort gab's dann viel zu entdecken. Zunächst mal, dass seit Erstbezug niemand mehr dort war. Frühere Anstriche hörten auf 4 Metern Höhe auf - höher kam die Rolle am Stiel nicht und niemand hatte sich je die Mühe gemacht, auf eine lange Leiter zu klettern oder auf anderem Wege dort oben mal vorbei zu sehen. Das tat auch die oben befindliche Dachrinne kund, die bis zum Rand voller Erde war und mächtig löchrig noch dazu. Durch die Löcher tropfte es seit Jahren in die umgebende Konstruktion und das Holz dort war bereits so morsch, dass es schon bald bei stürmischer Gelegenheit von selbst herunter gekommen wäre. Nachdem dort alles wieder dicht und sauber war, haben wir gleich mal die übrigen Dachrinnen geprüft und ähnliche Verwitterung entdeckt. Hier hat Sikaflex geholfen, ein Dichtmittel, das unter Lufteinfluss zu einer Art Gummi aushärtet und im Bootsbau Verwendung findet. Damit wurden die löchrigen Stellen zugeschmiert und auch später von oben angebrachte Dichtschrauben für Abschlussleisten erhielten einen Klecks davon. Umfassende Tests mit dem Schlauch haben dann gezeigt, dass die Rinnen dicht sind und das Wasser nur dahin fließt, wo es hin soll.

So sieht's dann in den nächsten Schritten aus. Zunächst neu verkleidet mit den schon einmal vorgestrichenen Dielen und letztlich ein zweites Mal überstrichen, was den Glanz und den satten Braunton erzeugt.  Das neue Balkongeländer fehlt noch, gemäß dem großen Stück auf der Vorderseite ist das eine etwas komplexere Nummer.

Nachdem die Rückseite fertig war, wurde das Gerüst nach vorn umgesetzt. Dort ging es noch schneller voran, denn es gab nur kleine und davon viele gleiche Stücke zu verarbeiten. Aus diesem Grund haben wir auch hinten angefangen, denn aus den dort benötigten langen Dielen resultierten Dutzende Verschnittstücke, die an den kurzen Stellen noch gut verwertet werden konnten. Letztlich fiel ein Laubsack voller Verschnittstücke an, was bei der Menge an Dielen nicht besonders viel ist.

Größer war das schon das Häufchen Altholz. Am Anfang hatte ich noch damit begonnen, die Abfallstücke in kleine Stücke zu schneiden, die man besser hätte entsorgen können. Aber das habe ich bald als hoffnungslos aufgegeben - der Abriss ist in kurzer Zeit erledigt, es bleibt einfach keine Zeit dafür. Das Häufchen hier hat dann seinen Weg in einen Entsorgungsbetrieb gefunden, wofür es erstmal etwas strukturierter in die grüne Tonne umgefüllt wurde. So'n Container ist mit 7 Kubikmetern erfrischend geräumig und konnte den Haufen Altholz locker aufnehmen - so locker, dass wir den alten vermoderten Zaun vor der Hecke gleich noch mit draufgeworfen haben. Man sollte ihn aber nicht im Budget vergessen, denn die Verrechnung erfolgt neben der Bring- und Holpauschale nach Gewicht und eine komplette Hausfassade hat Gewicht.

Eine gute Woche später waren die Arbeiten dann auch vorne abgeschlossen, denn den großen Balkon hatten wir schon früher erledigt. Dort sind nun Vorbaurolladen angebracht. Nachdem das Gerüst weg war, zeigte der Vorher-Nachher Vergleich, wie das Häuschen sich so langsam wieder in Schale wirft.

Projektstatistik: Verbaut wurden 340 Dielen, davon etwas mehr als 40% für die Unterseite der seitlichen und vorderen Überstände, zum Großteil zur Überdachung des Freisitzes. Hierfür dünneres und qualitativ minderwertigeres Material zu nehmen, hat einige Hunderter eingespart. In diesen Bereichen war der Erstanstrich noch prima in Schuss, denn sie werden nicht bewittert und brauchen daher auch weniger Widerstand. Um die Dielen anzubringen, haben wir über 8.000 Schrauben ins Haus gejagt und etwa die doppelte Menge an Nägeln und Tackernadeln herausgezogen. Ein Kuhfuß vom Flohmarkt (1 Euro) war das wichtigste und absolut unverzichtbarste Werkzeug im ganzen Projekt, gefolgt von Kapp- und Tischsäge, die praktisch von morgens bis abends durchliefen.

Farbe und Imprägnierung beißen schmerzhaft ins Budget. Schlechte Farbe kostet dreifach: Einmal ihren Preis, dann den für das Entfernen der Reste nach dem Abblättern und schließlich den für gute Farbe. Also lieber gleich gute Farbe nehmen - hier Osmo Öllasur in Teak. 4 Eimer Imprägnierung und 8 Eimer Farbe (je 2,5l) gingen dabei drauf. Das Gerüst wird nach verbauten qm verrechnet, kostet also vorne noch einmal, wenn man es nicht selbst umbauen will. Im Hinblick auf Stabilität, Sommergewitter, Gewicht und Haftungsfragen wollte ich das lieber nicht selbst tun.

Insgesamt lagen die Projektkosten dann bei gut 4.000 Euro, das beinhaltet auf Position zwei mit 1.000 Euro aber auch schon die motorisierten Vorbaurolladen, die gut 4 qm abdecken - dazu gehören Schalter, Motoren und Kabelkleinkram. Platz 1 beansprucht natürlich das Holz selbst - ich kann's nicht mehr genau nachhalten, aber es überstieg 2.000 Euro - allerdings inklusive der Farbe, die immer gleich mitbestellt wurde. Platz 3 belegte das Gerüst mit 600.

Danach wird's deutlich günstiger, auf Platz 4 liegt mit unter 150 Euro schon der Container für's Altholz und damit dessen Entsorgung. Und schließlich fielen für etwa den gleichen Kurs gut 8.000 Holzschrauben mit Torxaufnahme an - die ist Pflicht, eine Kreuzschlitzschraube hätte hier keinen Spaß gemacht. Die gab's bei ebay für gut ein Viertel des Baumarktpreises, man muss aber den Bedarf und Verbrauch gut im Auge behalten, um rechtzeitig nachordern zu können. Sind die Schrauben alle, steht das Projekt.

Im Preis enthalten ist hier auch eine Schachtel Dichtschrauben. Dichtschrauben sind Schrauben, die mit einer Unterlegscheibe daherkommen, deren Unterseite eine Gummischicht hat. Die drückt sich dann ans Material und schafft eine wasserdichte Verbindung. Möchte man jedenfalls meinen. Wir haben jedoch gesehen, wie es nach ein paar Jahrzehnten unter einer solchen Dichtschraube aussieht und die Dichtungen daher an den betreffenden Schraubstellen noch mit dem erwähnten Sikaflex unterstützt. Das gehört dann bereits zum Kleinkram, der die restlichen Kosten bildet: Sikaflex, Silikon, Malerkrepp, Stoffe zum Unterlegen und Abhängen der Hausseiten, wenn darüber gestrichen wird, denn es tropft und das tut es sonst gern gegen die darunter liegenden Klinker. Außerdem einen Posten Dachlatten für das Gerüst in der Garage. Dachpappe zur Optimierung des Regenwasserflusses an den neuralgischen Punkten der Dachrinnen sowie Kleber, der sie dort festhält. Na und gefühlte 500 Radler bzw. Alster, denn "es war Sommer" und zwar so richtig.

Damit war das Projektbudget für 2010 erstmal ebenso kahlgefressen wie der Urlaubsanspruch. Gedauert hat die Sache gute 6 Wochen, wobei aber nicht Fulltime daran gearbeitet werden konnte. Ich schätze, mit zwei Mann und ganztags ist so ein Projekt in gut einem Monat zu schaffen.

Jetzt wenden wir uns mal wieder ein paar kleineren Dingen zu...