Rollendes Material - Historie
Die Kombination des Playmobil "Look and Feel" mit der Technik einer Eisenbahn hat mich schon als Kind fasziniert. In einer Etagenwohnung war aber an den Aufbau einer Strecke nicht zu denken und die Zusammenstellung einer ansprechenden Landschaft war schon aus Kostengründen ausgeschlossen. Es mag an diesen beiden Faktoren liegen, dass der große Boom der Playmobil-Eisenbahn auch lange zurück liegt. Es gab Dutzende verschiedene Waggons und andere Artikel im Zusammenhang mit der Bahn, eine Übersicht bietet dieses unglaubliche, privat zusammen getragene Playmobil Archiv.
Dort ist zu sehen, dass es gut 160 Artikel rings um die Eisenbahn gab, allein fast 30 verschiedene Waggontypen als Einzelartikel, weitere in vielen Sets zusammen mit Lok und Gleisen. Mit der Westernbahn gab es sogar eine komplett eigene Eisenbahn-Spielwelt, schließlich waren alle Jungs aus den Jahrgängen bis in die 70er hinein absolute Western- und Indianerfans.
Das hat sich jedoch verändert, heutige Kinder und Jugendliche wissen - ist das zu fassen - nicht mehr, wer Winnetou ist. Ich bin sicher, dass diese Entwicklung das Schicksal der Westernbahn sowie der Wildwest-Spielwelt insgesamt stark beeinflusst hat. Heute sind Neuzeit-Abenteurer wie Polizisten und Feuerwehrleute hip, ich merke das an meinen eigenen Kindern und eben genauso am Playmobil-Angebot. Jeder Junge unter 10 will Feuerwehrmann oder Polizist werden. Ehre und Heldentum, Kampf gegen das Unrecht und Hilfe für die Bedürftigen sind nach wie vor die Treiber - früher symbolisiert durch den edlen Indianer oder den tapferen Westmann. Damals schon galt das ebenso für den unerschrockenen Verbrecherjäger oder den mutigen Feuerwehrmann - und tut es bis heute. Diese Jungs erfüllen den Heldenanspruch nach wie vor und sie gehen dabei mit der Zeit. Winnetous Zeitalter blieb jedoch auf der Strecke und mit ihm die Westernwelt und auch die Westernbahn.
Aber wie ging das eigentlich los? Ich erzähle das mal anhand der Modelle, für die ich mich letztlich entschieden habe.
Geschichte der Playmobil Eisenbahn
![4104 - Niederbordwaggon in der Ursprungsfassung](pm4104b.jpg)
Die ersten Waggons und Züge wurden bereits im Jahre 1980 vorgestellt - ein Personenzug und ein Güterzug, zusätzlich waren die Loks, ihre Waggons und vier weitere Waggontypen auch als Einzelprodukte im Angebot. Die Schienen führten Strom und waren kompatibel zu anderen Systemen mit der Spurweite 45mm (Spur 1) - also dem Abstand von 45 Millimetern zwischen den Innenkanten der Gleise.
Aus diesem ersten Jahr stammen bereits die verschiedenen Typen des Niederbordwaggons 4104, der über die Zeit in verschiedenen Variationen angeboten wurde und daher das vielseitigste Modell ist, das es je gab. Dazu später mehr.
Ebenfalls
aus dem Jahre 1980 stammt der Stückgutwagen 4102, der in gelb daherkam
und einen geschlossenen überdachten Laderaum mit Schiebetüren bot. Drei Jahre später
gab's dieses Stück dann auch in braun, ergänzt um ein Bremserhäuschen,
ansonsten aber baugleich. Eine interessante Entwicklung, denn wie sich
später zeigte, wurden die typischen Güterwaggons sämtlich in
braun hergestellt, weil das realistischer und naturgetreuer ist bzw.
war. Sie wurden aber ebenso in bunten Varianten angeboten, weil das
hübscher aussieht und somit eine weitere Zielgruppe adressiert.
Ich
habe von Anfang an zu den braunen Modellen tendiert, denn auf der realen
Schiene gab es auch nur braune Güterwaggons - für Stückgut, Schüttgut
und Stangengut zeigten die Güterwaggons der Bahn immer die gleiche Farbe
- braun. Dass die Cargotruppe der Bahn dann später auf rot setzte, konnte
den Eindruck der eigenen Kindheit nicht mehr ändern: Güterwaggons sind
braun - mal abgesehen von Kesselwaggons, die mich aber nie interessiert
haben. Und sie treten in großen Gruppen auf. Auch dazu später mehr.
Zurück
in die 80er Jahre: Ein Jahr nach Vorstellung der ersten Modelle wurde
eine weitere Bauform vorgestellt, die es in fast unveränderter Form bis
heute gibt - der offene Güterwagen, früher Hochbordwaggon genannt.
Dieses Modell war und ist bis heute der absolute Hit - an sich hätte es neben
einem Personenwaggon gar keine großen Alternativen gebraucht. Der große
Laderaum fasst alle möglichen Güter - hier kann Schüttgut hinein, ebenso
wie Stückgut. Die Türen
ermöglichen den Zugang mit Gabelstapler oder
Rampen,
die hohe Ladekante erlaubt viel Inhalt. Dazu ist das Ding
robust, es gibt wenige filigrane Teile im Aufbau. Diese Vielseitigkeit
erklärt, warum gerade dieses Stück seit 30 Jahren immer wieder mal in
neuer Farbe erscheint. Ein perfektes Modell! Und machen wir uns klar,
dass wir hier in einer Zeit sind, in der längst vergessene Produkte wie
die ersten Ritter am Markt waren, hier noch ohne Schuhe, mit
unbeweglichen Händen, einem einzigen Frisurtyp und - eine Idee der
frühen 80er - zum Anmalen mit speziell dafür angebotenen, wasserfesten
Farbstiften. So sehr sich die Klickies seitdem auch entwickelt haben -
der Hochbordwaggon war ein Volltreffer und kommt heute noch in nahezu derselben
Form daher wie im Jahre 1981.
Im
Jahre 1983 gab es dann neben dem oben schon erwähnten geschlossenen
Güterwaggon 4111 noch zwei weitere Evergreens. Das ist zum einen die
Kipplore 4112. Die konnte man mit Schüttgut prima bespielen und sie
entwickelte sich später weiter zu Versionen ohne Bremserhäuschen, weil
es die dann auch in der Realität nicht mehr gab. Bis heute ist die
Kipplore im Programm.
Etwas Besonderes ist dagegen der Containerwaggon 4113 - ich bin in der
Beschreibung der ersten Entwürfe unserer Planung
bereits darauf eingegangen. Der Container des 4113 hatte schon viele
Eigenschaften mit den heutigen Containern gemein: Er war abnehmbar,
stapelbar, das Dach konnte entnommen werden und die Türen ließen
sich
öffnen. Denkt man jedoch an die Handhabung von Containern in der
Realität, dann fehlte irgendwie etwas. Zwar ließ der Container
sich vom Fahrgestell lösen, aber es gab dann ein paar nicht so
glückliche Eigenschaften:
- Erstens war das Ablösen durch die vier roten Befestigungselemente an seiner Unterseite nicht ganz einfach. Sie mussten herausgezogen werden, was auf der jeweils bespielten Seite gut funktionierte, auf der jeweils anderen jedoch schwieriger war. So fehlen diese Elemente denn auch bei vielen gebraucht angebotenen Modellen, denn für die Bedienung durch Kinderhand waren sie nicht wirklich ausgelegt.
- Zweitens konnte man den dann abgenommenen Container auf den Boden stellen und auch stapeln, das war's dann aber auch. Das Element passte - vom Portalkran abgesehen - zu keinem anderen Produkt, man konnte schlicht nicht viel damit anfangen.
- Und drittens schließlich hinterließ der abgenommene Container ein nacktes Fahrgestell, das den Blick auf die Schiene freigab und ebenfalls keine andere Spielmöglichkeit bot, als den Container dort wieder zu befestigen. Weil es ohne Aufbau nun extrem leicht war, neigte es außerdem zum Entgleisen, denn es drückte kaum auf die Schiene.
Die
spätere Entwicklung ging dann dazu über, die Unterseite des Containers
mit hervorstehenden Kanten zu versehen, die in Nuten auf der Ladefläche
eines flachen Waggons greifen - ein weiteres Einsatzgebiet für den
vielseitigen 4104 war entstanden. Der Container wurde dort einfach
aufgesteckt, was viel einfacher und besser zu bespielen war. Das konnte auch auf Lastwagen
umgesetzt werden und bot viel flexiblere Spielmöglichkeiten. Ein
Container mit dieser Technik kam erstmals im Jahre 1995 mit dem "Sunset
Express" (heute "American Truck") 3817 auf. In den 12 Jahren dazwischen
fokussierte die Eisenbahn stark auf das Westernsegment, sodass der 4113
nicht häufig anzutreffen war und daher heute eines der seltensten und
begehrtesten Sammlerstücke überhaupt ist. Für meine Spielpläne ist er
wie schon beschrieben nicht geeignet, ich habe daher auf die neueren
Container gesetzt, die inzwischen schon in einigen verschiedenen Farben
erschienen sind. Im Gegensatz zu den übrigen Güterwaggons sind ja
Containerwaggons auch in der Realität schon immer bunt gewesen.
Nach
diesen grundlegenden Modellen tat sich erstmal einige Jahre nichts im
Sektor Eisenbahn. 1987 aber wurde die schon sehr umfassende Westernwelt
um Eisenbahnkomponenten ergänzt, die in diese Zeit passen. Das
Flagschiff dieser Entwicklung war die "Westernlok mit Tender" 4054,
seinerzeit "Steaming Mary" genannt. Die gab's in diesem Set einzeln, sie
war aber auch die Spitze des Zugsets 4034.
1987 entstanden eine ganze Reihe von Produkten auf und neben der Schiene, sämtlich bezogen auf die Westernwelt und letztlich auch nur dort wirklich passend. Eine Reihe von begehrten Sammlerobjekten ging daraus hervor, Produkte, die man heute kaum noch bekommt und die teilweise erhebliche Sammlerwerte erreicht haben.
Beispiele
dafür sind die hier abgebildeten Produkte Windrad 3765 und Wasserturm
3766. Sie sind komplett so gut wie nicht mehr zu bekommen und weil
Sammler sie aus verschiedenen Sets stückweise wieder zusammensetzen und
für die einzelnen Stücke hohe Einzelpreise zahlen, steigt der Wert
kompletter Sets stetig an. Für die Western-Station 3770 (früher "Bahnhof
Colorado Springs") werden heute auch dann mehrere hundert Euro verlangt,
wenn sie nicht sämtliche Originalteile, sondern nur gleich viele Teile
enthält. Das gilt ganz besonders für den Klicky mit orangenem Hemd und
orangener Mütze, der als eines der seltensten Teile überhaupt gilt, da
Oberteil und Mütze nur in diesem Set vertrieben wurden.
Als die Begeisterung der Kinder für Wildwest nach Jahrzehnten abflaute,
tat das auch die Westernwelt und mit ihr nicht nur die Westerbahn,
sondern die Eisenbahn insgesamt. Fast schien es dem Fan, als
sei das Thema abgehakt, es gab lediglich eine Kleinkindbahn aus der
1-2-3 Serie, aber nichts Neues mehr im Thema Eisenbahn. Acht Jahre lang
tat sich gar nichts, erst 1995 gab es Neuauflagen von 2 Zügen und vier
Waggons - sämtlich bestehend aus früheren Modellen in neuer Farbgebung.
Mit dabei waren alle erfolgreichen Modelle - so die Kipplore (immer noch mit
Bremserhäuschen), der Niederbord und der Hochbordwagen, der geschlossene
Güterwagen und der Personenwagen. Letzterer war ebenfalls ein Modell,
das bereits seit dem allerersten Jahr in der Form gesetzt war. Anfangs
blau (hier links in der Ur-Ausführung 4001), wurde der Personenwagen in verschiedenen Variationen später
hauptsächlich in rot angeboten. Seine Farbgebung war immer mal wieder
etwas
unterschiedlich, seine Form blieb jedoch 30 Jahre lang dieselbe.
Sie kam und kommt nostalgisch rüber, die überstehenden Dächer
und erst recht die Plattformen an beiden Enden des Waggons erinnerten
nicht mehr an ein Modell, das man aus der Realität kennt, sondern lassen
eher das Ziel erkennen, mit dem bei allen Modellen identischen Chassis
auch diesen Einsatzzweck zu bedienen. Und weil nunmal Personenwaggons in
der Realität längst in viel längerer Form gebaut wurden, wirkt ein
kurzer Personenwaggon nur dann einigermaßen realistisch, wenn er den
Bezug zu einer Zeit hat, in der es solche Modelle eben gab. 1996 gab es als einzige Neuerscheinung im Waggonsegment den gleichen
Personenwaggon als mit Graffiti angemalte Version - interessanter Weise
steht er auf dem Produktbild bereits auf den Vollkunststoffschienen der RC
Bahn, die jedoch erst im Jahr 1997 herauskam.
Das aktuellste Modell der roten Waggons stammt
denn auch aus dem SET "RC
Nostalgiebahn" 4017 und das war das Modell, mit dem ich meinen Bedarf an
Personenwagen gedeckt habe.
Funky Trains
Im Jahre 1997 gab es dann wie angedeutet den nächsten großen Wurf - die Playmobil Eisenbahn erhielt eine neue Technologie und es gab neue Modelle. Nunmehr waren nicht mehr die Schienen stromführend, sondern die Loks wurden mit Akkus betrieben und konnten mit einer tragbaren Fernbedienung über Funk gesteuert werden. Das ergab die Möglichkeit, die Schienen nun komplett aus Kunststoff herzustellen, was nicht nur das Verfahren vereinfacht, sondern auch das Ergebnis robuster und widerstandsfähiger macht. Da kann man nun ruhig mal drauftreten oder auch mit dem Fahrrad drüberfahren - die Schiene macht das mit, nichts bricht ab. Trotzdem ein radikaler Schritt, denn er bedeutete auch, dass zwar die Waggons, nicht aber die Loks kompatibel zum neuen System waren. Da aber der letzte große Wurf mit der Westerbahn inzwischen 10 Jahre zurück lag, war eine neue Generation von Kindern herangewachsen, sodass hier ein neuer Anfang gewagt wurde.
Die
RC Bahn startete zunächst mit bekannten Modellen, es gab eine Dampflok
mit den vertrauten Personenwaggons und es gab als separate Sets die
alten Bekannten Hochbordwagen und Kipplore - letztere jetzt befreit vom
Bremserhäuschen, dafür mit breiteren Loren. Alle Waggons basierten nach
wie vor auf den Chassis von 1980 - natürlich an den neuralgischen
Punkten weiter entwickelt, besonders an den Kupplungshaken, die in
früheren Jahren sehr empfindlich waren. Es gab aber auch etwas ganz
Neues: Der RC Train 4016 war die erste grundlegende Neuentwicklung
für
die neue Antriebstechnik. Er trennte sich komplett von früheren Techniken der Kupplung und vom Design der Wagen. Vielmehr kam er im
Design moderner Hochgeschwindigkeitszüge daher und konnte im selben
Design mit dem Mittelwaggon 4119 beliebig verlängert werden. Das
Kupplungsprinzip dieser Modelle war völlig neu entwickelt. Im Prinzip
basiert es auf einzelnen Schlitten, auf denen die Waggons aufliegen. Der
Wermutstropfen ist hier natürlich, dass auch dies nicht wirklich kombinierbar ist
mit den übrigen Waggonmodellen - aber das ist schließlich in der
Realität mit dem Aufkommen der ICEs auch so gewesen. Man kann zwar auch
ganz normale Waggons an den RC Train ankuppeln, aber wie sieht das aus
und wer tut das?
Wieder
ein paar Jahre später legte Playmobil nach und brachte zwei weitere
Sets, von denen das Set 4010 wieder eine völlige Neuentwicklung
darstellte. Die Lok ist der Taurus Baureihe nachempfunden (Quelle: „ÖBB 1116.196“ von ÖBB399 - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.) und kommt im
typischen Rot der Bahn daher, wenn auch die aufgebrachten
Symbole längst nicht mehr "DB", sondern "PM" zeigen.
Neu war nun auch die Integration von LEDs in
die Loks und damit die
Beleuchtung der Strecke. Eine beleuchtete Version des "RC Train" gab es
dann im Set 4011 "RCE" (Radio ontrol Express) ebenfalls -
sie ist ansonsten baugleich mit dem
"RC Train" 4016, jedoch farblich anders gestaltet. Zusammen
mit den Aktionsartikeln "Weihnachtszug" 4035 und "RC Güterzug Set 4085" waren
damit nun 6 verschiedene Loktypen für die neue RC Technik am Start. Sie
eröffnen vielerlei Möglichkeiten für die Sicherung von Ersatzteilen, da
sie viele Entwicklungen früherer Jahre beinhalten. So enthält das
Güterzugset 4085 zum Beispiel erstmals wieder einen Containerwaggon, der
auf der oben beschriebenen Technik des Aufsteckens auf den
Niederbordwaggon basiert. Einen einzelnen Containerwaggon gab es nach
dem 4113 nie wieder, als Einzelwaggon mit der heutigen
Befestigungstechnik also nie. Das mag auf die Stückzahlen des ersten
Versuchs zurückgehen - dabei ist aber zu bedenken, dass in der
betreffenden Zeit die Westernbahn dominierte und in dieser Epoche gab es
keine Container. Die damalige Befestigungstechnik tat ein Übriges. Im
modernen Umfeld Hafen, Flughafen City Life sieht das jedoch ganz anders
aus, sodass hier ein neuer Anlauf willkommen wäre. Auch die Form der
Rangierlok gab es früher bereits, aber
nun ist eine klassische Fracht- und Rangierlok auch im RC Program verfügbar,
die sehr gut in Verbindung mit sämtlichen Güterwaggons aussieht und nach
neuen Einsatzgebieten für die rote E-Lok aus 4010 ruft.
Auch die hat
Playmobil geschaffen und stellte eine völlige Neuentwicklung des
Personenwaggons vor. Mit dem Personenwagen 4124 wird das alte Konzept
"neuer Aufbau auf gleicher Basis" komplett verabschiedet und
zugleich wird die Lücke im Thema Zeitbezug dieses Waggontyps
geschlossen.
Jetzt
ist nicht mehr nur der Aufsatz ein anderer je Waggonmodell, sondern auch
das Chassis ist individuell. Zumindest steht das zu hoffen, denn noch
ist dieses Modell das erste und einzige seiner
Baureihe. Wände und Dächer sind nun großflächig gestaltet und erlauben einen besseren Blick in den Innenraum. Zusätzlich sind sie verglast - sprich mit getönt durchsichtigem Kunststoff gestaltet, was einen edlen Eindruck macht. Klar, dass ein solches Stück
dann auch nur noch als 1. Klasse Waggon daherkommt. Eine Leiter ist
übrigens nicht im Lieferumfang. Wie die Schülergruppe auf dem Bild
zeigt, ist die aber ratsam, denn die Einstiegskante liegt auf Augenhöhe
der Kinder - das wäre in der Realität vielleicht ein wenig unbequem.
Aber natürlich gleicht die Bahnsteigkante das aus, denn neben
den Wagen haben sich auch die Gebäude entwickelt und ganz wie in
natura steigt man heute nicht mehr von ebener Erde aus in einen
Zug ein. Der Waggon ist optisch eine Wucht und ein Zug
mit einigen davon sieht schlichtweg umwerfend aus. Durch die verlängerte
Bauform wirkt das Modell viel realistischer und moderner, ein
guter Kompromiss im Grundsatzproblem der Verhältnismäßigkeit von
Spielfiguren zu technischem Equipment. Es ist ja grundsätzlich
so, dass dieses Verhältnis bei verschiedenen Artikeln wie
Schiffen, Flugzeugen oder eben auch Eisenbahnelementen nicht
realitätsgetreu beibehalten werden kann - das Ergebnis wäre
einfach viel zu groß. Also muss ein Kompromiss gefunden werden,
der ein Element wie eben diesen Waggon in seinen realen
Längenverhältnissen (Höhe, Breite, Länge) in etwa belässt, damit
er real wirkt, ihn zugleich aber in ein Verhältnis zu den
Klickies setzt, das die Funktion eines Spielzeuges nicht
verliert. Das ist sicher gar nicht so einfach. Ein
Personenwaggon der Bahn ist mal locker 25 Meter lang - das
entspricht der 14fachen Länge eines Menschen mit vielleicht 1,70
bis 1,80m Größe. Setzt man Playmobil Personenwaggons ins gleiche
Verhältnis zur Höhe der Klickies, so würde dieser hier eine
Länge von über einem Meter erreichen. Es wird klar, dass hier
Kompromisse hermüssen.
Identisch bleibt nur die Technik der
Drehgestelle, in denen vorn und hinten die Achsen sitzen und an denen
auch die Kupplungen befestigt sind. Somit ist auch die Kupplungstechnik
dieselbe geblieben und das muss ja auch sein, denn sonst wären sämtliche
bisher erschienenen Waggons inkompatibel zu den neuen Entwicklungen
geworden. Schaut man sich den ältesten und den neuesten Waggon mal
im direkten Vergleich an, so erkennt man an der Unterseite ganz gut die
nach wie vor identische Anbringung der Achsen. Das neue Modell ist ein
gutes Viertel länger als die bisherigen Modelle, die ja, aufgrund des
identischen Unterbaus, alle gleich lang waren. Und es verfügt über zwei
Achsen je Drehgestell, wo vorher eine ausreichte. Dazu haben die Räder
keine Speichen mehr, sondern sind massiv ausgelegt - eine rein optische
Anpassung. Die Stecktechnik für
die Drehgestelle ist nach wie vor dieselbe und wo der eine spöttisch
fragen wird, ob dies das Ergebnis von 25 Jahren Entwicklung ist, wird der
andere die Grundweisheit der Informatik entgegen halten: "Never change a running system!" Die Technik ist bewährt, warum sie also auf
Kosten der Kompatibilität abschaffen? Aber: Wir wollen neue Formen
sehen!
Nur welche eigentlich?
Un nu?
Nach nun 30 Jahren steht die Playmobil Eisenbahn wieder am Anfang - sie sucht die passende Aufnahme in die bestehenden Spielwelten. Richtig geboomt hat sie, als genau das gelang, nämlich ein die Jugend faszinierendes Thema damit zu verbinden: Die Westernwelt. Davon abgesehen gibt es natürlich viele von der Eisenbahn faszinierte junge und ältere Kunden - im Verhältnis zu den Konsumenten der angesprochenen Themen sind sie aber nur eine kleine Gruppe und die wird noch nicht explizit adressiert. So warte ich also geduldig auf neue Produkte, aber seit der letzten Initiative ist es ruhig geworden. Was könnten Themen sein, die ähnlich faszinieren wie die Cowboys und damit auch die Eisenbahn pushen? Die Ritter sind ja von Beginn an der Hit - nur hatten die dummerweise noch keine Eisenbahn...
Zunächst mal ist der Waggonmarkt gesättigt. Sämtliche bisher
erschienenen Waggontypen gibt es - mal abgesehen von dem seltenen 4113 -
für zwischen 10 und 30 Euro gebraucht zu kaufen. Sämtliche Kleinteile,
die dabei typischerweise fehlen, liefert
das
Ersatzteilprogramm aus den neueren Modellen. Ein neuer Waggon zum Preis
eines neues Waggons sollte daher auch wirklich ein neuer Waggon sein - nicht ein alter in neuer Farbe.
Was aber könnte ein neuer Waggon sein?
Das Beispiel Wildwest hat gezeigt, dass eine Eisenbahn dann den meisten Spaß macht, wenn sie sich gut mit einer Spielwelt kombinieren lässt. Wirklich historische Waggons (Bildquelle: „Adler Nachbau 1935 Waggon Meiningen 09 2007“ von Urmelbeauftragter - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons) würden zum Beispiel prima zur Nostalgieserie passen, die seinerzeit begeistert und noch immer viele Fans hat. Warum nicht mal den ersten Zug nachbauen oder auch nur ein Waggonmodell, das an vorhandene Dampfloks gekuppelt prima in die entsprechende Zeit passt?
Ein
noch viel breiteres Anwendungsgebiet liegt meiner Meinung nach in der
Weiterverfolgung der Idee des
Containerwaggons. Wenn man einen Container
sowohl auf einen Laster, als auch auf einen Waggon befestigen kann, geht
das dann nicht auch mit anderen Aufbauten? Was könnte man also noch auf
den guten alten 4104 stecken? Einen Kranaufsatz, ein mobiles
Lazarett, ein Fahrzeug- oder ein Schiffstransportgestell. Oder
hey: Wie wär's mit einem Zweiwegefahrzeug wie hier links dargestellt?
(Bildquelle: „Two-way-vehicle unimog“ von LosHawlos - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.) Das würde als
RC-Fahrzeug daherkommen und könnte durch das Aufsetzen auf die Schiene
dort gleich weiterfahren und Waggons rangieren. Nur noch ein
Fernbedienungssystem für Züge UND Autos, eben mit abschaltbarer Lenkung.
"Uff Uff!" hätten meine Helden damals gerufen! Also ich wäre auf der
Stelle mit Freigabeanträgen beim Familienmanager, wenn sowas auf den
Markt käme. Und wo wir gerade dabei sind: Wie bekannt ist, stößt die
Funklösung für größere Anlagen und durch Wände durchaus an Grenzen. Der Gartenbahner legt die Fernbedienung in einen Waggon, damit er
dem Zug nicht ständig nachlaufen muss - das sähe natürlich schöner aus,
wenn sie besser in einen Waggon passen würde...
Die Palette lässt sich sich so weit weiterspinnen, wie es verschiedene Lastwagen und verschiedene Waggons gibt - und das ist ziemlich weit. Es gab schon Zirkusanhänger - wo bleibt der Waggonaufsatz für den Tiertransport, bei dem man die Tiere auch sieht? Wo sind die nach oben offenen Abrollcontainer, die vom Laster auf den Zug verladen werden - der Kran ist lange da, aber soll er immer nur Silos verladen? Apropos Silos: Wie wird eigentlich heute Flüssiggut vom Schiff auf die Schiene verladen? Nicht mit Kesselwaggons, sondern mit Kesselaufsätzen in einem Gerüst mit den Maßen eines Containers. Nicht wahr? Vielleicht muss es gar nicht gleich der neue Waggon sein - ein paar Dinge, die sich schön kombinieren lassen und bestehenden Zügen neue Funktionen bieten, wären auch schon klasse.
Und nicht zuletzt: Meine Gartenbahn entsteht vor allem für den Zweck, ein Bier an den aktuellen Standort zu bringen. Sämtliche Fans und Sammler sind Erwachsene - es kann nicht schaden, sie auch als Zielgruppe verschiedener Produkte wahrzunehmen. Kürzlich sah ich eine Spielzeugwerbung nach 22 Uhr, in der ich glatt gesiezt wurde - was haben die Leute dahinter sich wohl dabei gedacht? Also: Bringt mir ein Stück Eisenbahn, für das ich die Kinder ins Bett schicke und Spaß damit habe.
Bis dahin erzähle ich erstmal, was ich mir aus dem hier beschriebenen historischen Programm so zusammen gestellt habe.